Der Beschluß vor 150 Jahren des Dietenheimer Gemeinderats und Bürgerausschuß eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen bildet den Grundstein für die organisierte Feuerbekämpfung bis in die heutige Zeit.Doch auch vor dieser Zeit ist einiges aus der Feuerwehrgeschichte Dietenheims zu berichten, ist doch die Wehr gegen das Feuer so alt wie das Feuer selbst. Sicherlich wurde in Dietenheim die Wehr gegen das Feuer in früheren Zeiten teilweise auch von der über 500 Jahre alten Bürgerwehr mitgetragen. Schon frühzeitig war eine Feuerspritze vorhanden, die auch für das weitere Umland zur Verfügung stand. Das es nach dem Einsatz schon damals galt auch Durst zu löschen, zeigte folgende Quittung:
Die Spritzenmeister von Dietenheim haben bei der Feuerbrunst in Hart bei Walpertshofen bei mir eingekehrt, an Heu für Roß und Bier und Brot mit dem Fuhrknecht zusammen 54 Kreuzer.
Schwendi, den 29ten Juni 1819
Hermann Brentel
Ein Chronikbericht aus dem benachbarten Bayern berichtet von dem Einsatz der Dietenheimer Feuerwehr und der Dietenheimer Feuerspritze in der Schreckensnacht in Jedesheim wie folgt:
Ausgelöst durch das Unwetter am 29.Juli 1837 verzehrte das Feuer , begünstigt durch den Wind, 9 Wohnhäuser , 1 Stadel, 1 Holzhütte, 1 Waschhaus und 1 Backküche. Obdachlos waren 9 Familien mit 48 Personen. Um 10 Uhr nachts hatte das Feuer seinen Anfang genommen und nach einer Stunde standen alle genannten Firste im Brand, die 4 Stunden alle zusammenfielen.
Viele weitere Gebäude waren in Gefahr, vor allem von der Rettung eines Stadels hing es ab, daß eine ganze Häuserreihe vom verheerenden Elemente verschont bleiben sollte. Hierzu war Mut, Entschlossenheit und Anstrengung erforderlich. Wörtlich heißt es dann im Bericht:
Die erste, tätige und beste Spritze an dieser gefahrvollen Stelle war die aus dem benachbarten Markte Dietenheim, Oberamt Wiblingen, Köngsreich Württemberg. Die Leute dieser Spritze waren besonders tätig, da von ihrem Eifer das Wohl und Wehe eines ihres Jugendfreundes abhing, Valentin Vogt ist in Dietenheim geboren. Lob und unermeßlichen Dank verdienten diese braven Bürger, hatten sie auch nur das Wohl ihres Jugendfreundes im Auge, so ist durch diese Liebe doch auch viel Unglück vonanderen abgewendet worden.
Von weiteren Einsätzen ist bekannt: 1842 Wangen, hier war die Dietenheimer Feuerwehr mit 24 Mann unter Rottenführer Nikolaus Kohlr im Einsatz, 1843 Wochenau, 1876 Scheuer Neuhauserhof. Ein Dokument aus dem Jahre 1849 berichtet, daßauch schon zur damaligen Zeit eine Art Feuerabgabe bestand, z.B. mußten die ins Aktivbürgerrecht eingetretene Bürgersöhne:
- einen Beitrag zu den Feuerlöschgerätschaften in Höhe von 3 Gulden und
- einen Beitrag zum Baumsatz von 1 Gulden, insgesamt also 4 Gulden, entrichten.
Schultheiß und Ratschreiber Goldmann
Nach der Reichsgründung 1871 wurde in allen Oberämtern des Königsreichs Württemberg das Feuerlöschwesen neu organisiert, es schlug die Geburtstunde der Freiwilligen Feuerwehren. In Dietenheim, so wurde argumentiert, sei alles vorhanden, was zur Bildung einer tüchtigen Feuerwehr gehöre. Das Gemeindeprotokoll vor 150 Jahren zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr besagt folgendes :
Bei Gelegenheit des Zeuggerichts wurde vom Oberamt die Einrichtung einer Feuerwehr in Anregung gebracht und zu diesem Zweck eine Verhandlung mit den bürgerlichen Collegien vorgenommen. Es wurde hierbei die Zweckmäßigkeit dieses Unternehmens für die hiesige Gemeinde, in welcher alles vorhanden ist, was zur Bildung einer tüchtigen Feuerwehr gehört, auseinandergesetzt.
Es wurde zwar von einzelnen Mitgliedern des Gemeinderates hervorgehoben, daß die Gemeinde durch Steuern, Illerbauten, ja sogar in letzter Zeit für Anschaffung der Brückenwaage usw. große Ausgaben gehabt und solche wegen der beabsichtigten Feldwegregulierung noch in Aussicht stehen. Es wurde nach lebhafter Debatte von dem Gemeinderat und Bürgerausschuß beschlossen:
- Die Errichtung einer freiwilligen Feuerwehr unter Übernahme der Kosten auf die Gemeindekasse und zwar unter der Voraussetzung eines entsprechenden Beitrags aus der Brandversicherungskasse zu genehmigen.
- Der oberamtlichen Anregung gemäß eine neue Feuerspritze anzuschaffen.
Schultheiß: Groß
Gemeinderäte: Sailer, Sedelmajer, Zacherle, Barth, Semler, Albrecht, Schauwecker
Bürgerausschuß: Weiß, Bauer, Kohler, Fick, Steinle, Bauer, Vogt, Semler.
Im Jahre 1876 wurde eine Saug – und Druckspritze bei der Firma Heinrich Kurz in Stuttgart, die nach vorgelegten Zeichnungen zu fertigen war, für 2060 Mark angeschafft. Es handelte sich um eine Saug – und Druckspritze. Die bisher dahin gebräuchliche Spritze war eine reine Druckspritze. Die FFw. Dietenheim hatte in Anbetracht der 1120 Einwohner für heutige Verhältnisse gewaltige Ausmaße. Bis 1886 bestand sie aus 133 Mann, in folgender Einteilung :
Stab | 1. Kommandant, 1 Stellvertreter | |
2 Hornisten und 2 Trommler | 4 Mann | |
1. Zug | Steiger | 13 Mann |
2. Zug | Retter | 11 Mann |
3. Zug | Spritzenmannschaft 1. Spritze | 17 Mann |
4. Zug | Ablösemannschaft 1. Spritze | 17 Mann |
5. Zug | Spritzenmannschaft 2. Spritze | 17 Mann |
6. Zug | Ablösemannschaft 2. Spritze | 17 Mann |
7. Zug | Schlauchmannschaft | 13 Mann |
8. Zug | Wasserschöpfer | 13 Mann |
9. Zug | Schutzwache | 11 Mann |
insgesamt | 133 Mann |
Außerdem sind aufgestellt 2 Spritzenmeister und 2 Stellvertreter . Die Spritzenmannschaft von Spritze 2 war Pflichtmannschaft, die übrigen Züge freiwillig. Zu Wasserversorgung für den Fall eines Brandes bestanden folgende Einrichtungen:
Jeder Hauseigentümer besitzt einen Brunnen nicht über 8 m tief, so daß direkt mittels der Saugfeuerspritze Wasser aus dem Brunnen gehoben werden kann, außerdem fließt der Gießbach durch den Ort und kann derselbe mittels Schwellvorrichtung in die Kandel der Hauptstrasse geleitet werden. Nach dem Gemeindeprotokoll vom 15. Mai 1886 wurde dann die freiwillige Feuerwehr in eine Pflichtfeuerwehr umgewandelt, feuerwehrpflichtig waren die männlichen Einwohner ab 15 Jahren. Eine Lokalfeuerlöschordnung bestand bis zum Jahre 1886 nicht, wurde jedoch 1886 entworfen und dem Königlichen Oberamt zur Genehmigung vorgelegt.
Von Juli 1893 bis August 1895 war die Dietenheimer Feuerwehr ständig im Einsatz: Nicht weniger als acht schwere Brände galt es binnen zwei Jahren zu bekämpfen. So vermutete man schließlich Brandstiftung. Jedenfalls forderte die Staatsanwaltschaft die Gemeinde auf, für Hinweise auf Brandstiftung eine Belohnung von 100 Mark auszusetzen.Ab 1893 kommandierte in Dietenheim der Bauunternehmer Johann Wörz die Feuerwehr. Am 12 Juni 1910 stand im Illertalboten:
Sonntag halb elf haben sämtliche Männer der Feuerwehr vor dem Rathaus in sauberer und blanker Kleidung betreffs Einteilung und Gesamtübung zu erscheinen.
Anhaltende wolkenbruchartige Regenfälle im Gebirge führten im Jahre 1910 zur Hochwasserkatastrophe . Wassermenge der Iller ca. 900 cbm/sec. Am Mittwoch, den 15 Juni 1910, wurden in Dietenheim, Illertissen, Au und anders die Feuerwehren alarmiert. Sämtliche Männer arbeiteten einen Tag und eine Nacht ununterbrochen an der Erhöhung der Schutzdämme. Die Gewalt des Stromes war jedoch so stark, daß die Dämme zerrissen und eine furchtbare Schreckensnacht für Dornweiler, Au und Dietenheim hereinbrach. Dietenheim stand innerhalb weniger Stunden fast vollständig unter Wasser. In niedrig gelegenen Häusern drang es selbst durch die Fenster in die Wohnung ein. Aus Ulm herbeigerufene Pioniere retteten unter Lebensgefahr fünf am Ostende des Marktes vom Wasser umschlossene Familien sowie die Bewohner der “ Hammerschmiede“ welche die Geahr durch Notschüsse anzeigten.
Am 16 Juni wurde durch den Hochw. H. Bischof Keppler von Rottenburg in unserer Pfarrkirche das hl. Sakrament der Firmung gespendet. Hierfür wurden die vielen Firmlinge durch die überschwemmten Straßen des Marktes von Feuerwehrmännern in die Kirche getragen bzw. mit Booten hingebracht.
Die Jahre von 1910 – 1914 liegen chronisch gesehen im dunkeln. Gleich nach dem ersten Weltkrieg ist Kommandant Wörz altershalber zurückgetreten, sein Nachfolger war Ludwig Abt, dessen Stellvertreter Richard Geiger.
Im Mai 1923 mußte sich die Dietenheimer Feuerwehr einer Visitation durch den Bezirksfeuerlöschinspektor Küchle unterziehen. Als Brandobjekt war die frühere Lohmühle beim Friedhof ausersehen worden. Hinterher attesierte Küchle den Dietenheimer Wehrmännern, sie hätten ihre Aufgabe sehr gut gelöst.
1927 war die Zahl der Dietenheimer Feuerwehrpflichtigen auf ca. 200 angewachsen, zuviel für die hiesigen Verhältnisse. Daher formierte sich wieder eine freiwillige Feuerwehr, die August 1928 ihre erste Probe an der neuen Wasserleitung mit der neuen Magirus – Feuerwehrleiter absolvierte. Der neue Kommandant Max Schweiß ließ früh 7 Uhr ansetzen. Das war nicht jedermanns Geschmack, und ein örtlicher Kaufmann in den besten Jahren erklärte, er zahle leichter sechs Mark als sechs bis zwölf solcher Übungen mitzumachen. So legte die Gemeinde schließlich Befreiungsbeiträge für Nichtbeteiligte fest, die unentschuldigt fehlenden Feuerwehrmänner aber wurden mit Strafen belegt.
Am 18 Mai 1930 fand zum ersten Mal der Bezirksfeuerwehrtag in Dietenheim mit verschiedenen Schauübungen statt.
Bei der Visitation 1932 galt es, bei herrlichen Westwind und darauffolgendem Nordostwind einen in dem landschaftlichen Anwesen des Herrn Haid auf dem Meer ausgebrochenen Brand zu bekämpfen. Beim Feuerschutztag 1933 in Dietenheim legte der Kommandant das Gelöbnis ab, daß auch die hiesige Feuerwehr am nationalen Aufbau unseres Vaterlandes mitzuarbeiten bestrebt sei. Damit war die Gleichschaltung vollzogen.
An Propagandamarsch und Angriffsübung der Feuerwehr 1934 waren dann auch Jungvolk, Hitlerjugend und SA beteiligt.
1935 wurde eine Weckerlinie aufgestellt, erstmals erprobt bei der Großübung im Oktober 1935, als es hieß, im Garnhaus Enz sei Feuer ausgebrochen. Dazu benutzten die Dietenheimer die Kreisverbandsspritze, was Bezirksinspektor Küchle dazu veranlaßte, die Gemeinde zur Anschaffung einer eigenen Spritze zu ermuntern.
So begann 1936 die Motorisierung der Feuerwehr mit der Magirus -Motorspritze Goliath.
Die Hauptübung 1938 war schon ganz auf den Kriegsfall ausgerichtet : Feindlichen Fliegern, so die Hypothese, sei es gelungen, über Dietenheim eine grössere Zahl Brandbomben abzuwerfen. Am 1 März 1940 erfolgte die Neuorganisation der Feuerwehr als Luftschutzbereitschaft.
Während dem 2 . Weltkrieg wurde der grösste Teil der Männer der FFw. zum Wehrdienst einberufen. Die am Ort verbliebenen zum Teil auch ältere Personen wurden zeitweise zur Feuerwehr bzw. Luftschutzdienst zwangsverpflichtet.
Der Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg war schwer. 1945 bis 1947 war Anton Rembold Feuerwehrkommandant, 1947 bis 1959 Josef Weihaar, ab Mai 1959 kommissarisch Max Lämmle.
Im Mai 1955 bemängelte der Dietenheimer Gemeinderat den dürftigen Zustand von Ausrüstung und Einsatzbereitschaft der örtlichen Feuerwehr. Bei seiner Visitation – das Brandobjekt war der Stadel Widmann – bemängelte Kreisbrandmeister Wurster 1956 die beengten Raumverhältnisse und hielt ein neues Gerätehaus für erforderlich. Bis dahin hatte die Dietenheimer Wehr ihr Domizil im Rathaus. Geplant war u.a. ein Gerätehaus im Schulhof, zu verwenden auch für die Stadtwaage und das DRK. Jedenfalls wurde das erste Dietenheimer Feuerwehrauto, ein Opel Blitz von der Fa. Magirus zum Preis von 27000 Mark angeschafft, im ehemaligen Farrenstall untergebracht. Was zunächst nur als Provisorium gedacht war, sollte sich als die langfristige Lösung erweisen. Zum Einzug des LF 8 war zu lesen: Endlich ist es Wirklichkeit geworden, daß die Spritzenmänner nicht mehr mit hängender Zunge hinter ihrem Löschkarren herrennen müssen, sondern hoch zu PS – tatü -tata in Windeseile zum Brandplatz gefahren werden, um mit konzentrierter Wucht die Feuerzungen auszublasen.
Nach der Krisis, Kommandant Weißhaar trat im Mai 1959 zurück, tatkräftige Aufbauarbeit bei der Feuerwehr hieß es ein Jahr nach Amtantritt von Kommandant August Guter, nachdem in einer gemeinsamen Großübung Adolff zu löschen gewesen war.
1963 bildeten 29 Feuerwehrmänner zwei Gruppen und eine Ersatzgruppe. Das erste Leistungsabzeichen wurde 1964 in Ulm abgelegt.
Das brennende Kirchendach war Objekt der Hauptübung 1965; dazu der Kurzkommentar des Kreisbrandmeisters : Übung tadellos, Mannschaft und Gerät in Ordnung, Kommandant hat die Wehr im Griff.
Anlässlich des neuen LF 16 TS veranstaltete die Dietenheimer Wehr im August 1969 einen Tag der offenen Tür.
Mit der Gründung der Jugendfeuerwehr durch August Guter, der Rudolf Semler jun. als Jugendwart einsetzte, tat man 1970 den entscheidenden Schritt in der Nachwuchsförderung.