Ganz im Dienst der Feuerwehr
Menschen in Not zu helfen, dafür waren Stefan Pistel und Martin Grötzinger schon immer Feuer und Flamme. Warum sie jetzt neu geschaffene hauptamliche Führungsposten begleiten.
Die Feuerwehren im Alb-Donau-Kreis sind Freiwillige Feuerwehren. Das bleiben sie auch, sie leben vom Ehrenamt. Dennoch werden in Städten und größeren Gemeinden einzelne Hauptamtliche eingestellt. Für die Position des Gerätewarts oder des Kommandanten. In Dietenheim ist Kommandant Stefan Pistel seit einem halben Jahr Beschäftigter der Stadt, ebenso Martin Grötzinger in Laichingen.
Aufgaben haben zugenommen
Nach den Unwetterereignissen der vergangenen Wochen arbeitet Stefan Pistel gerade an einem Starkregen- und Hochwasserrisiko-Management. Das könnte er als Ehrenamtlicher nach Feierabend kaum leisten. „Die Aufgaben haben zugenommen“, sagt Pistel, der seit 30 Jahren bei der Dietenheimer Feuerwehr und seit 20 Jahren deren Kommandant ist: Brandverhütungsschauen, Besprechungen mit Behörden und andere Dinge, die nur tagsüber erledigt werden können. Hinzu kommt die Verwaltung von Fahrzeugen und Geräten. Und immer wieder auch Auseinandersetzungen mit den Versicherungen, wie Armin Eberhardt, der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands Ulm/Alb-Donau, weiß. „Die fragen dann nach, warum zehn und nicht nur acht Feuerwehrleute im Einsatz waren.“
Arbeitgeber muss mitmachen
Der Chef des Kreisfeuerwehrverbands, der selbst 18 Jahre lang Kommandant in Beimerstetten war, hat Respekt vor allen Kollegen, die das Kommandantenamt in der Freizeit ausüben. „Man braucht einen Arbeitgeber, der mitmacht“, sagt Eberhardt. Stefan Pistel hatte den. „Ich hatte Freiheiten für Tagestermine“, sagt der gelernte Kaufmann, nicht nur im Einsatzfall. Das hieß aber auch, die liegen gebliebene Arbeit am Abend nachzuholen. Insofern sei auch die Situation für die Familie nun besser, meint der 50-jährige Vater von zwei Kindern. Stefan Pistel ist in der Stadt Dietenheim nicht nur fürs Feuerwehrwesen zuständig, im Bauamt ist er auch der Fachmann für den Breitbandausbau.
Zum selben Termin wie Pistel, am 1. Januar, hat in Laichingen Martin Grötzinger als hauptamtliche Kraft begonnen. Er ist gewählter ehrenamtlicher Stellvertreter des Gesamtkommandanten Gerhard Kölle, der 2022 aus diesem Ehrenamt ausscheiden wird. Dann rückt Martin Grötzinger zum Gesamtkommandanten auf. Während ehrenamtliche Kommandanten alle fünf Jahre neu von der Mannschaft gewählt werden müssen, werden Hauptamliche unbefristet von Gemeinderat und Bürgermeister in Abstimmung mit dem Feuerwehrausschuss bestellt.
Noch Zeit für den Bio-Betrieb
Martin Grötzinger begleitet bei der Stadt Laichingen eine 50-Prozent-Stelle, so bleibt dem 50-jährigen Landwirtschaftsmeister Zeit für seinen Bio-Betrieb in Feldstetten. In den vergangenen sechs Jahren war Grötzinger, der zwei Kinder hat, in Teilzeit Leiter der für die Bahn-Baustellen in Stuttgart zuständigen Rettungswehr. „Da habe ich über den Tellerrand hinausgeschaut“, sagt Grötzinger, der schon seit 30 Jahren bei der Feuerwehr ist und zwölf Jahre lang Kommandant in Feldstetten war. In Stuttgart gehörten Maschinisten, Mineure, Bauarbeiter und Bauleiter zum internationalen Team. Manche mit und andere zunächst ohne Feuerwehr-Erfahrung.
„Der Umgang mit unterschiedlichen Menschen ist immer eine gute Erfahrung“, sagt Grötzinger, der mit der Stelle in der Heimat seinen Traumjob gefunden hat. Für Laichingen wünscht er sich, „dass jeder seinen Platz in der Feuerwehr findet“. Unterschiedliche Talente seien gefragt. Nicht jeder müsse eine Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger absolvieren.
Freiwillige werben
Als wichtige Aufgabe sehen Martin Grötzinger und Stefan Pistel für sich als Hauptamtliche die gewinnende Werbung für die Feuerwehr. In Laichingen wie in Dietenheim ist es jüngst gelungen, neue Mitglieder zu finden. Damit die Feuerwehr auch in Zukunft als Freiwillige Feuerwehr ausrücken kann.
Praktika in Ulm und beim Kreisbrandmeister
Vorreiter Mit Oliver Burget hat die Feuerwehr in Ehingen bereits seit 2015 einen hauptamtlichen Feuerwehr-Gesamtkommandanten. In der Großen Kreisstadt mit ihren 22 Abteilungen und Löschgruppen werden zudem drei Gerätewarte und ein Mitarbeiter im Bundesfreiwilligendienst beschäftigt. Im Landkreis Neu-Ulm hat nur die Stadt Neu-Ulm, die auch über hauptamtliche Einsatzkräfte verfügt, einen fest angestellten Kommandanten.
Ausbildung Stefan Pistel und Martin Grötzinger haben alle Lehrgänge absolviert, die zur Führung einer Feuerwehr nötig sind. Zusammen mit Kreisbrandmeister Ralf Ziegler wurde ein darüber hinaus gehendes Konzept entwickelt, das für die hauptamtlichen Kommandanten Praktika bei der teils beruflich organisierten Feuerwehr Ulm und bei der Kreisbrandmeisterstelle vorsieht.
SüdwestPress Joachim Striebel