Frontalzusammenstoß: Warum war die Anfahrt für den Rettungsdienst so weit?

Rund 20 Kilometer Anfahrt zum Unfall bei Balzheim, obwohl Illertissen näher war: Die Feuerwehr übt Kritik. Der Leiter der Leitstelle sagt, was sich ändern wird.

Von Wilhelm Schmid / Illertisser Zeitung

Die Feuerwehren aus Balzheim und Dietenheim waren nach einem Unfall im Einsatz, der Rettungsdienst musste aus dem 20 Kilometer entfernten Laupheim anfahren.Foto: Wilhelm Schmid

Zwei Autofahrer sind am Donnerstag schwer verletzt worden, als sie mit ihren Fahrzeugen gegen 13 Uhr auf der württembergischen Landesstraße L 260 zwischen Dietenheim und Balzheim frontal zusammenstießen. Doch warum kam der Rettungswagen aus Laupheim, obwohl drei andere Standorte näher gewesen wären? Die Feuerwehr übt deutliche Kritik, der Leiter der Leitstelle schildert, was sich ändern soll.

Der lange Anfahrtsweg von Rettungsdienst und Notarzt und damit die relativ lange Wartezeit bis zu deren Eintreffen war für den Dietenheimer Feuerwehrkommandanten Stefan Pistel und seinen Pressesprecher, Stadtrat Markus Behrendt, Anlass zu deutlicher Klage. Pistel ist gleichzeitig stellvertretender Kreisbrandmeister des Alb-Donau-Kreises, was in Bayern dem stellvertretenden Kreisbrandrat entspricht. Er kennt deshalb die Situation. Pistel beanstandete, dass in diesem Fall der Rettungsdienst aus Laupheim anfahren musste, was rund 20 Kilometer Fahrstrecke bedeutet.

Unfall bei Dietenheim: Kritik an langer Anfahrt von Rettungsdienst

Solche langen Anfahrten kämen immer häufiger vor, monierte Pistel. Die aktuellen bundesweiten Pläne zur Krankenhausreform stellten gerade auf dem Land eine deutliche Verschlechterung der Notarzt- und Rettungsdienstversorgung dar. Bei plötzlich auftretenden schweren Notfällen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt könne dies lebensgefährlich sein, da hier schnellstmögliche Hilfe geboten sei. Er wisse zwar nicht, sagte Pistel, inwieweit die näher gelegenen Rettungswachen ausgelastet gewesen seien. Aber Einsatzkräfte aus Illertissen mit acht Kilometern Anfahrtsweg, aus Erolzheim mit rund zehn Kilometern und wohl auch aus dem zwölf Kilometer entfernten Orsenhausen wären deutlich schneller an der Unfallstelle eingetroffen, so Kommandant weiter.

Für den Unfall war die Integrierte Leitstelle (ILS) für Feuerwehr und Rettungsdienst in Ulm zuständig. Deren Leiter Markus Wenzel erklärt, der erste Notruf sei bei der ILS Donau-Iller in Krumbach eingegangen und nach Ulm weitergeleitet worden. Von dort aus könnten die Rettungsfahrzeuge auf der bayerischen Seite der Iller nicht wie die württembergischen Fahrzeuge unmittelbar digital geortet werden. Es sei im Moment nicht nachvollziehbar, ob der Rettungswagen in Illertissen verfügbar oder anderweitig ausgelastet gewesen wäre. Deshalb habe man die Anfrage an die Leitstelle in Biberach weitergegeben. Wohl wegen der Ansicht, dass die Rettungswache in Orsenhausen die nächstgelegene zur Unfallstelle sei. Weil dort vermutlich kein Rettungswagen zur Verfügung stand, seien zwei Rettungswagen und ein Notarzt aus Laupheim in den Einsatz geschickt worden, die um 13.28 Uhr an der Unfallstelle und damit etwa eine halbe Stunde nach dem Zusammenstoß eintrafen.